Mondsüchtig

 

 

 
    Guzheng (Xu Fengxia) trifft auf Zither (Georg Glasl )  
   
 

"Fremdes trifft auf Vertrautes und macht das Vertraute fremd und umgekehrt. So im Fall der Begegnung von alpenländischer Zither mit ihrer chinesischen Schwester, der Guzheng."

(Nikolaus Brass)

Das Duo entwickelt seine Musik über sich ergänzende Entwicklungsstufen:

Tradition

Komposition

Improvisation

Schließlich kann es passieren, dass die alpenländische Zither chinesisch klingt und die Guzheng bayerisch!

Klangbeispiel 1

 

Klangbeispiel 2

 

Klangbeispiel 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bamberg — Sogar das schalldämpferlose Moped vor dem Grünen Saal der „Harmonie“ fügte sich in dieses wild gemischte Zither-Traumkonzert des „Vereins für Neue Musik“: Romantik, Kälte, Sturm, Unheimlichkeit, weite Landschaften, Tanz und tausend Bilder beschwor dieses knapp sechzigminütige Musik-Ereignis herauf.
Der Titel „mond süchtig“ stimmte ideal dazu; wegen der schlafwandlerischen Sicherheit der beiden Zither-Spieler aus Ost und West, deren Klänge süchtig machten, wegen der schönen Verwirrung, die sich einstellte, als sei der trügerische Trabant selbst herabgestiegen.
Bei Zither denkt man an den „Dritten Mann“, an Rudi Knabl, an Stubnmusi. Gar nicht verkehrt! Auch darüber sprach sich nämlich der „Chinesisch bayerische Dialog zwischen Xu Fengxia (Guzheng, Stimme) und Georg Glasl (Zither)“ – so der Untertitel des Konzerts – aus.
Neben Improvisationen präsentierten die beiden auch „Ernste Musik“ von Nikolaus Brass.Wo genau seine programmatisch sehr stimmigen „Dialoghi d’amore X“ begannen? Ich weiß es nicht. Wachträumend reiste ich mit den Stücken, die ohne Pause eins in andere hinüberträumten, exzellentes Futter für den „dream operator“ (David Byrne).
Selbst wer die chinesische Zither Guzheng noch nie gehört hatte,war sofort vonXu Fengxias springlebendiger Passion und technischer Meisterschaft begeistert. Hart nahm sie ihr Instrument heran, die Saiten schlagend, reißend, dann wieder streichelnd, sie weit dehnend, mit ihren Fingern durch psychedelische Flageoletttongärten wandelnd, dann wieder im Galopprhythmus ins Weite stürmend und sich einer kraftvollen, weißblaugelben Blues-Erdigkeit unwiderstehlichen Drives hingebend.
Dazu flüsterte Fengxia, hauchte, schrie und schmeichelte in ihre Saitenkunststücke hinein, dabei Techniken von Vokalperkussion über Obertongesang bis hin zu Volksmusikstilen unterschiedlicher Weltgegenden einsetzend, auch die des Jazz und Blues. Sie sang das Publikum spielend schwindlig.
Und ihr zur Seite der so wunderbar sensible wie kraftvolle Mitträumer und -streiter Georg Glasl, der im virtuos improvisierten Dialog ihre Ideen traumrasch aufnahm, verwandelte mit schnarrenden Bogenstrichen, mit klirrenden Tonwiederholungen, glissandierenden Auf und Abschwüngen auf seinen Konzert-Zithern, deren Saiten er gewaltig aufs Griffbrett knallen ließ, wenn er ihnen nicht mit einem Metallstäbchen verzitternden Töne entlockte. Umwerfend, wie er den „Alten Peter“,
„Weißt du, wieviel Sternlein stehen“ und ländlernde Hüttenseligkeiten anspielte, umspielte und mit Xu Fengxias Einwürfen kasperlewild umspielte, bis sie sich lustig einen Hügel herabzurollen schienen!
Berauschend fremd, dramatisch, genial improvisiert, bewies dieses Konzert, wie zeitgemäß, vital, schön heute musiziert und komponiert wird!
Ganz großesKino für dieOhren!
VON UNSEREM MITARBEITER FRIEDRICH J. BRÖDER

Fränkischer Tag 3.4.2012 zu dem Konzert am 1.4.2012 in Bamberg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Georg Glasl hat am Richard-Strauss-Konservatorium München und am Mozarteum Salzburg studiert. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater in München.

Als Musiker machte Georg Glasl zunächst durch seine differenzierten, einfühlsamen Interpretationen Alter Musik auf sich aufmerksam. 1988 erhielt er für sein außergewöhnliches Zitherspiel das Musikstipendium der Stadt München. Ohne die Alte Musik zu vernachlässigen, engagiert er sich heute verstärkt für zeitgenössische Musik. Zahlreiche Komponisten, u.a. Violeta Dinescu, Georg Friedrich Haas, Wilfried Hiller, Peter Kiesewetter, Bernhard Lang, Annette Schlünz, Dieter Schnebel, Christian Wolff, Walter Zimmermann, haben für ihn und sein Instrument geschrieben. Er spielt bei zahlreichen Festivals und renommierten Konzertreihen (u.a. musica viva München, Klang Aktionen München, Rheinhessisches Musikfestival Mönchen-Gladbach, Musikprotokoll im Steirischen Herbst, Wien modern, Klangspuren Schwaz, Festival 4020 Linz, Bemus Festival Belgrad, Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker). 2009 erhält er den Förderpreis für Musik der Stadt München. Seine Konzerte und Tourneen führten ihn durch Europa, Japan, USA, Afrika und Zentralasien.

Die Reisen förderten das Interesse an regionaler Musik, aber auch die Auseinandersetzung mit den eigenen volksmusikalischen Wurzeln. In Zusammenarbeit mit Komponisten versucht Georg Glasl seit mehreren Jahren traditionelle Musik neu auszuleuchten.1996 begründete er die Konzertreihe „Landschaften“, in der authentische überlieferte Volksmusik gleichberechtigt neben Neuer Musik steht, und initiierte damit einen Dialog zwischen Volksmusikern, klassisch ausgebildeten Musikern und Komponisten, der bis heute andauert. Dazu zählt auch die Zusammenarbeit mit Musikern außereuropäischer Kulturen (u.a. 1998/99 Usbekisch-Bayerischer Dialog oder Japan/Tirol bei den Klangspuren Schwaz 2002). Zum Thema „Regionale Identität - regionale Musik“ ist er als Dozent bei zahlreichen Workshops aufgetreten (u.a. Conservatoire Abidjan/Cote d`Ivoire 1997, Musikhochschule Taschkent/Usbekistan 1998, Centre des Musiques Arabes et Méditerranéennes Sidi Bou Said/Tunesien 2000, University of Cincinnati/USA 2001).

Aufgrund seiner ungewöhnlichen Konzepte (siehe auch Projekte Dreigesang und Marienleich) und seiner differenzierten Klangsprache ist Georg Glasl auch ein gefragter Interpret, wenn es um die musikalische Gestaltung von einmaligen Ereignissen geht, wie etwa die Überreichung der Goethe-Medaille in Weimar. 2003 gestaltete er die Wiedereröffnung des Goethe-Instituts in Kabul /Afghanistan.

Um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Zither zu dokumentieren, rief er 1995 das Münchner Zitherfestival ins Leben, das unter seiner künstlerischen Leitung seither alle zwei Jahre stattfindet und die innovativen Entwicklungslinien der Szene aufzeigt und weiterentwickelt.

www.georgglasl.de